Peter Atanasov
Die Aufträge für die Gestaltung der Eingangshallen im A-Block des Wohnparks erfolgten direkt vom Bauherrn GESIBA. Es kamen die vier Realisten Alfred Hrdlička (A1/2), Georg Eisler (A3/4), Fritz Martinz (A5/6) und Adolf Frohner (A7/8) zum Zuge. In einer Mieterversammlung im April 1979 wurde ein Mietermitbestimmungsmodell für die Auswahl der Bilder für den B-Block entwickelt. Peter Atanasov, Peter Pongratz, Robert Zeppel-Sperl und Wolfgang Hollegha wurden in der Folge von den BewohnerInnen mehrheitlich für die Gestaltung der Hallen mit je zwei Bildern ausgewählt. Rückblickend kann man heute feststellen, dass der damalige „Publikumsgeschmack“ offensichtlich von außerordentlich hoher Qualität war.
Peter Atanasov schuf die Bilder für die Eingangshalle B1/2: südlich, hell und freundlich. Die zwei jeweils dreiteiligen Bildtafeln gehören zu den größten von Atanasov je gestalteten Bildern. Ähnlich wie Fritz Martinz (A5/6) wandelte er dabei ein Thema ab: „Catalina Angela bewegt“ und „Catalina Angela ruhig“. Und doch bewegt er sich nicht weniger meisterhaft in einer ganz anderen, phantasievollen und teilweise realistischen Welt.
Atanasov, Wiener Maler mit bulgarischem Namen stammt eigentlich aus Bratislava, wo er 1949 geboren wurde. Er ist der jüngste der im Wohnpark Alt-Erlaa präsenten Maler. Er studierte 1966-1967 an der Hochschule für angewandt Kunst (Meisterklasse Professor H. Tasquil) und anschließend bis 1969 an der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz.
Sein Stil hat sich im Laufe der Jahre ziemlich gewandelt. Gut lässt sich der Unterschied zeigen, wenn man die „Wohnparkbilder“ mit einer Tuschzeichnung aus den Studienjahren („Komposition mit geraden Linien“, 1967) vergleicht. Der Einfluss eines längeren Italienaufenthaltes ist unübersehbar. Spätere Bilder reflektieren weiters die Eindrücke eines USA-Aufenthaltes (1981).
Atanasov bezeichnet sich selbst als „Transformist“. Als phantastischer Maler ist er zu wirklichkeitsbezogen, als Realist ist er aber zu vorstellungsbedingt, zu phantastisch. Er verbindet vieles, Otto Breicha bezeichnete seine Kunstauffassung sehr treffend als „zusammengesetzt“. Seine Bilder ähneln manchmal Collagen. Im Unterschied zu anderen collagiert er aber immer mit dem Pinsel.
Die verschieden Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts hat Atanasov für sich verarbeitet. Er würde nicht so malen wenn es die Popart nicht in den verschiedensten Ausprägungen gegeben hätte. Er zitiert aber ebenso ohne Hemmungen auch Renaissancemaler ohne je in die Versuchung zu kommen, sie zu kopieren.
Die Wohnparkbilder sind zwei außergewöhnlich große Bilder geworden (280x510cm, Acryl auf Leinen, erstellt auf jeweils drei Tafeln), beide mit unterschiedlichen Betrachtungszuständen. Verschieden Lichtverhältnisse, unterschiedliche Farbtönungen, aber übereinstimmendes Flächenarrangement mit Pflanzen und Architekturteilen erzeugen einerseits eine gewisse Dynamik und vermitteln auf der anderen Seite Ruhe.
Die Liste der „One-Man-Exhibitions“ Atanasovs ist inzwischen sehr lang geworden. Zweimal war er auch in Alt-Erlaa: 1980 in der Edition Alt-Erlaa und 1985 im Kaufpark, ebenfalls arrangiert von der Edition Alt-Erlaa. Das war aber nicht genug. Im Rahmen von Gruppenausstellungen war er 1981, 1982 und 1983 im Wohnpark, wobei ein Hauptaugenmerk auf die Entwürfe für die Bilder im B-Block gelegt wurde.
Atanasov ist aber auch in den großen Museen und Sammlungen bestens vertreten. National in der Albertina, im Rupertinum (Salzburger Landessammlung), der Neuen Galerie am Joanneum in Graz, im Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste, Wien, im Bundeskanzleramt und im Kulturamt der Stadt Wien. International in Goslar (Deutschland) und in der Kasser Family Art Collection (USA).