Georg Eisler (1928-1998)
Harry Glück, dem Architekten des Wohnparks Alt-Erlaa ist es zu verdanken, dass im Block A des Wohnparks vier der bedeutendsten realistischen Maler Nachkriegsösterreichs präsent sind: Eisler, Frohner, Hrdlička und Martinz. Keiner von ihnen ist ein Schönfärber, keiner ein Dekorateur. Die damaligen Direktoren der GESIBA „erwiesen sich als Leute mit Gespür für Dimensionen und Mut zur eigenen Courage“, stellte der Journalist und Galerist Gerhard Habarta vor 25 Jahren anlässlich der Ausstellung der Entwürfe und Skizzen in der Stadtgalerie anerkennend fest.
Georg Eisler ist in der Eingangshalle zu den Stiegen 3 und 4 mit zwei Gemälden vertreten: „Grosses Kaffeehaus“ (Öl auf Leinen, 1976) und „Großer Markt an der Porta Portese“ (Öl auf Leinen). Eisler bekam dabei Gelegenheit in Dimensionen zu malen, die außerhalb des Üblichen liegen. Seine bisherigen Großformate wirkten wie Skizzen neben den beiden Bildern für den Wohnpark.
Ein Vorhaben dieser Art ist eigentlich ohne Auftraggeber nur schwer zu realisieren, weil ein permanenter Standort Voraussetzung ist. Ein solcher Riesenbau ist bestimmt ein ungewöhnlicher, aber interessanter Aufstellungsort. Eisler: „Etwas Dekoratives in diesen Dimensionen zu gestalten, kam für mich nicht in Frage. Da würde bestenfalls nur eine zyklopische Schminke herauskommen – abgesehen davon sehe ich meine Fähigkeiten nicht auf diesem Gebiet.“
Thema: Nord-Südachse
Die Gebäude liegen dicht an der Hauptausfallstraße nach dem Süden. Sollte Wien in dem einen Bild einer Entsprechung finden, so würde das Zweite dem Süden, Rom, gewidmet sein.
Eislers Überlegungen: „Das Kaffeehaus: ein geschlossener Raum, einzelne und kleine Gruppen, die mit sich selbst beschäftigt sind. Die gedämpften Farben der breit angelegten Schattenpartien sollen durch das durch die Fenster hereinströmende Licht akzentuiert werden. Die an den Tischen Sitzenden sollen sich in dem großen Interieur verlieren – sie sind ohne Beziehung zueinander. Die Welt draußen manifestiert sich lediglich durch die umher liegenden Zeitungen.
Der südliche Markt auf dem gegenüberliegenden Bild ist der Flohmarkt an der Porta Portese in Rom. Hier ist ein großes Menschengewühl, das sich an den ärmlichen Ständen vorbeischiebt. Ich habe versucht, auch einzelne Typen aus der Masse, die dort auf mich nicht anonym wirkt, darzustellen. Aus der Bewegung und Gestik soll das Mitteilsame, Kommunikative des Schauplatzes deutlich werden. Das Lebhafte der Bild-Handlung findet in einer kräftigen Farbigkeit seine Entsprechung.“
Der Künstler
1928 in Wien geboren, gehörte Georg Eisler jener Künstlergeneration an, die noch stark von der Klassischen Moderne beeinflusst wurde, wenn er seine Kindheit und Jugend auch weit entfernt von Wien verbrachte. 1936 übersiedelte er mit seiner Mutter nach Moskau, 1938 kehrten sie zurück, kamen aber nur bis Prag. 1939 emigrierten sie nach England, wo Eisler 1944 Oskar Kokoschka traf. Erst 1946 kam Eisler nach Wien zurück, wo er an der Akademie der bildenden Künste bei Herbert Boeckl, einem Vertreter der klassischen Moderne, studierte.
In den 1960er-Jahren hält sich Eisler wieder verstärkt im Ausland auf. Von 1968 – 1972 war er Präsident der Wiener Secession und Mitarbeiter einiger größerer Ausstellungsprojekte und in späteren Jahren übte er auch mehrere Lehrtätigkeiten aus.
Eislers Schaffen wurde immer wieder durch größere Ausstellungen sowie durch Preise und Auszeichnungen gewürdigt. Eisler malt als so genannter „Figurenmaler“ seine Bilder im Sinne eines gegenständlichen Expressionismus, der von Kokoschka und Boeckl beeinflusst ist. Seine alltäglichen Eindrücke übersetzt Eisler in eine emotionelle, pastose Malerei. Seine Themen sind klassisch: Portrait, Landschaft, Stillleben. Doch es ist nicht das Gegenständliche, auf das es Eisler dabei ankommt, sondern die Malerei selbst, die Art der Farbenzusammenstellung, die Lichtführung, die perspektivische Lösung. Georg Eisler starb am 15. Jänner 1998 in Wien.
Mehr als ein Museum
Zufall oder Planung? Keiner kann es mit Bestimmtheit sagen, auf der Stiege A4, im Gebäudeteil unmittelbar hinter dem „Großen Kaffeehaus“, ist seit 1978 im Wohnparktheater des renommierten WFC Wohnpark Freizeit Club die Kleinkunst zu Hause. Große Malkunst und große lebende Kleinkunst vertragen sich offensichtlich ganz ausgezeichnet.