Adolf Frohner
„Künstler und Gesellschaft“ sowie „Gewalt und Gleichgültigkeit“ sind Themen, mit denen sich Adolf Frohner nicht nur auf den zwei monumentalen Bildern im Wohnpark (Eingangshalle zu den Stiegen A7 und A8) auseinandersetzt. Frohner erklärte auch anlässlich der Installation seiner Werke im Wohnpark seine Position dazu.
Künstler und Gesellschaft
Künstler und Gesellschaft haben einen dauernden gegenseitigen Auftrag. Wie der Künstler die Aufgabe habe, die Gesellschaft mit seinem Anliegen so oft und deutlich wie möglich zu konfrontieren, so habe die Gesellschaft ihrerseits die moralische Verpflichtung, sich mit ihrer – mit der zeitgenössischen – Kunst auseinanderzusetzen. Mit jener Kunst, in deren Mittelpunkt ja schließlich nichts anderes steht, als der Betrachter selbst: der Mensch, und zwar der Mensch mit seinen aktuellen Problemen, Ängsten, Unfähigkeiten. Hier gehe es nicht nur um die „schönste“ Farbe – man dürfe aus der Kunst kein Kinderspiel machen! – hier geht es um den Menschen in seiner unmittelbaren Auseinandersetzung mit der Umwelt und dem eigenen Ich, um die tägliche Konfrontation mit dem Krebsschaden der Zivilisation: die erzwungene Einordnung des Einzelnen in eine größere Gemeinschaft auf Kosten seiner selbst. „Ich schlage mit meinen Bildern die Bewältigung einer Gesellschaft vor, die sich schon lange an das System der Verdrängung gewöhnt hat.“ Bewältigung setze aber Bewusstmachen voraus, und Bewusstmachen heiße Aufdecken.
Frohners Werke sind nicht für das sorgsame Lagern in einem vollklimatisierten Archiv gedacht. Frohner malt für seine Zeitgenossen, er kommt zu seinem Publikum. „Lesen ist schwer, Schauen ist schwer. Und gerade deshalb, kommt das Publikum nicht zu mir, komme ich zum Publikum, wo immer ich die Möglichkeit habe.“ Er hält es für sinnlos, etwas zu malen, das dann friedlich in einer Ecke hängt oder „goldgerahmerlt, einer Biedermeierkommode schmeichelt.“
Kunst muss nicht schön sein. Aber sie muss notwendig sein. Frohner sieht die Situation des Künstlers, seine Situation, sehr nüchtern: „Der Kaiser von Gottes Gnaden ist genauso ein Märchen wie der Künstler von Gottes Gnaden. Der Künstler ist vielmehr nichts anderes als ein Handwerker. Ein ideeller Handwerker, der der Gesellschaft Gebrauchsgegenstände liefert – seelische Gebrauchsgegenstände, die zu einer spontanen Lebensäußerung verführen sollen.“
„Der Traum von der Schönheit ist eine uralte Art der Flucht aus der Welt hinaus. Kunst ist nicht Flucht, Kunst ist Sublimation, und Sublimation ist Bewältigung.“
Gewalt und Gleichgültigkeit
Das zweite Bild, der zweite Titel, ist wieder eine bittere Alternative, vor die man sich in der Gesellschaft gestellt sieht. „Wen wundert es, wenn sich einer mit Gewalt gegen die Gleichgültigkeit wehrt, mit der man ihm immer wieder begegnet – und nicht nur ihm – jedem anderen begegnet.“
Frohner stellt Menschen dar, die zu ihren Artgenossen sagen: „du bist ein Mensch wie ich, und darum habe ich Angst vor dir. Und ich male dann die Einsamkeit, seine und meine und deine Einsamkeit, die aus Angst, Misstrauen und Mitleidlosigkeit zusammenwächst.“
Und immer wieder zu seine Stellung zum Publikum: „Ich habe die Gelegenheit gerne benutzt, einigen Menschen meine Bilder zu verordnen, täglich mindestens zweimal. So wie ein Medikament, das nur dann wirkt, wenn man es regelmäßig nimmt.“
„Die Sehgewohnheiten der Menschen sind ein evolutionäres Produkt unserer Kultur. Tief verwurzelte Gewohnheiten können wiederum nur durch langsame, allmähliche Umgewöhnung verändert werden. Ich hoffe, dass die permanente Auseinadersetzung mit dem oft von der Allgemeinheit abgelehnten zeitgenössischen Kulturgut doch einmal eine vorurteilslosere und menschlichere Einstellung zu ethischen und moralischen Begriffen bringen wird.“
Biografisches
Frohner wurde 1934 in Groß-Inzersdorf, Niederösterreich geboren. Ab 1946 besucht er das Gymnasium des Zistersienserstifts in Zwettl, 1948 wechselt er in das Piaristengymnasium in Krems. 1952 übersiedelt Frohner nach Wien und von 1953 bis 1955 absolviert er eine Fachschule für Wirtschaftwerbung. Gleichzeitig ist er bereits als Gasthörer an der Akademie der bildenden Künste in Wien und besucht den Abendakt bei Herbert Boeckl. Sonst aber arbeitet er als Autodidakt.
Bis 1959 arbeitet Frohner als Werbegrafiker und malt weiter. Er orientiert sich dabei an so unterschiedlichen Malern wie Paul Cézanne, Pablo Picasso, Juan Gris, Fernand Léger und Paul Klee. Über den Tachismus sowie der Aktionsmalerei kommt er zum Aktionismus.
1959 ist Frohner als Kunstkritiker sowohl für die kommunistische Volksstimme als auch für das Volksblatt der VP tätig; in der Volksstimme unter dem Pseudonym Georg Hart.
Ab 1962 ist Frohner als freier Maler und Grafiker tätig und erntet dabei große Erfolge, erhält große Preise sowohl national als auch international. Ab 1985 wirkt er als Leiter einer Meisterklasse für Malerei an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst und wird 1987 Dekan der Abteilung „Bildende Kunst“, 1988 Rektorstellvertreter. Frohner lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich.