Peter Pongratz
Im Block B des Wohnparks Alt-Erlaa wurden vor mehr als 20 Jahren in einer Folge von Ausstellungen, Abstimmungen und Gesprächen über die Entwürfe die Bilder für die vier Eingangshallen ausgewählt. Es waren Entscheidungsprozesse, die von großem Interesse, Freude an der Kunst und Sachkenntnis getragen waren. Der Wohnpark besitzt mit den insgesamt 24 Bildern in den Eingangshallen der drei Wohnblöcke ausgezeichnete Beispiele wichtiger österreichischer Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die AEAG als Auftraggeber gab den Künstlern die Möglichkeit, ohne Einschränkungen großformatige Arbeiten zu verwirklichen. Der Wohnpark Alt-Erlaa, eigentlich als Antwort auf die Zersiedelung am Stadtrand konzipiert, wurde damit auch zu einem Zentrum zeitgenössischer österreichischer Kunst.
Bildtafeln in der Größe von jeweils 2 x 3 Metern, die eine nach Caspar David Friedrich und die zweite nach Phillip Otto Runge wurden von BewohnerInnen für die Eingangshalle B 5/6 im Wohnpark Alt-Erlaa ausgewählt. Peter Pongratz wählte für seine Bilder Paraphrasen auf die beiden großen Maler der Romantik.
Zur Person
Peter Pongratz, 1940 in Eisenstadt geboren, studierte in Wien und Berlin. 1966 bis 1970 war er Assistent von Prof. Max Weiler an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 27-jährig nahm er an der IX. Internationalen Biennale in Tokio teil und 1968 trat er als Gründungsmitglied der Gruppe „Wirklichkeiten“, gemeinsam mit Herzig, Jungwirth, Kocherscheidt, Ringel und Zeppl-Sperl (er ist in der benachbarten Eingangshalle B 7/8 vertreten) in Erscheinung.
In den darauf folgenden Jahren bis 1979 waren mehrmals seine Werke in der Galerie Würthle in Wien, in der Galerie nächst St. Stephan und im Kulturhaus der Stadt Graz zu sehen. 1969 wurde er für das „Festival International de la Peinture, Cagnes-sur-mer“ und die VI. Biennale International des Jeunes, Paris nominiert. Nach einer Studienreise nach Australien und in die Südsee und einer Ausstellung der „Arbeiten 1969-1979“ in der Galerie der Staatsoper zog er sich für 9 Jahre aus dem Kunstvermarktungsbetrieb zurück.
1987 beteiligt er sich an „Luna Luna“ von André Heller und mit der Ausstellung „Neue Arbeiten“ im Jahr 1988, wieder in der Galerie Würthle, beginnt praktisch seine dritte Werkphase. Im selben Jahr übernimmt er auch eine Professur für Malerei an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg. 1992 gestaltet Pongratz eine Briefmarke für die österreichische Post und 1993 sind in einer Reihe von Ausstellungen in Wien, Salzburg, Graz und der Cselley Mühle in Oslip, Burgenland Werke, in denen er sich mit den Gräueln des Krieges am Balkan auseinandersetzt zu sehen. Weiter Ausstellungen folgen in der Galerie Ariadne, Wien und auf der Chicago Art Fair 95. Peter Pongratz lebt und arbeitet in Wien.
Der Grenzgänger
Dr. Ursula Storch, Kuratorin am Wien Museum, charakterisierte in ihrem Essay „Von der Neugier des Peter Pongratz“ diesen als „notorischen Grenzgänger“. Ich halte das für eine der treffendsten Beschreibungen.
Pongratz ist vorrangig Maler. Man kann aber auch mit gleichem Recht vom Musiker, Autor, Bühnenbildner oder Wissenschafter Peter Pongratz sprechen. Zeichnen ist sicher ein wichtiges Ausdrucksmittel für ihn. Aber seine angeborene rhythmische Begabung und sein exzellentes Gehör ließen ihn auch als Musiker reüssieren. Als professioneller Schlagzeuger verdiente er sich in jungen Jahren seinen Lebensunterhalt. Als Autor trat er mit Texten über Kunst, seine eigene aber auch die Kunst der Geisteskranken, über Landschafts- und Portraitmalerei ebenso in Erscheinung wie mit Überlegungen über mögliche gesellschaftspolitische Funktionen von Kunst und Künstler. Nahezu unzählig sind die Kooperationen mit anderen Autoren bei der Gestaltung ihrer Bücher, sei es als Illustrator oder Gestalter des Einbandes. „Die exterrestrische Biologie“, ein Bildroman, bei dem kurze Texte die Bilder kommentieren ist bislang nur in Auszügen veröffentlicht.
Als Bühnenbildner war Pongratz 1972/73 und vor allem 1979 bis 1985 tätig. Unter anderem entstanden Bühnenbilder zu Stücken von Elias Canetti, Gerhard Roth, Ödön von Horváth, Elfriede Jelinek, Gert Jonke und Johann Nestroy an Bühnen in Wien, Graz, Salzburg, Berlin, Frankfort/Main und Bonn. Als Wissenschafter betätigter er sich beim Bau eines Spektralphotometers (das ist ein Gerät mit dem die unterschiedlichen Lichtfarben exakt gemessen und definiert werden können), was ihm natürlich auch gelang.
Hingehen, ansehen
Für die Entscheidung der BewohnerInnen des Wohnparks Peter Pongratz einen Platz in einer der Eingangshallen zu reservieren, kann man heute nur dankbar sein. Wenn heute Jugendliche in der Eingangshalle vor den Bildern ihre Treffen vereinbaren, und mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit sich als Präsentatorinnen anbieten, dann sind Pongratz’ Bilder in Wirklichkeit bereits zum einem Teil des Wohnparks geworden.